CHRISTIAN ROBLES | Kill them all


Von Dascha Ruegg
Seventy Magazine, 16. Dezember 2010


Der Basler Street Artist hat sich schon in mehreren europäischen Städten verewigt. Er mag es gerne düster und zeichnet seit der Geburt seiner Tochter keine nackten Frauen mehr.


Die Wände erscheinen in schwarz-weiss. Gespenstische Gestalten blicken uns an und greifen nach uns. Wir sind nicht etwa in einem Gruselkabinett, nein, wir befinden uns in der Galerie Daeppen in Basel an der Ausstellung „Kill the Mall“ des Street Art Künstlers Christian Robles. Und dieser hat nicht nur seine Werke ausgestellt, er hat auch die Wände der Galerie mit Stiften, Farbe und Sprühdosen bearbeitet. Wir betrachten die detailreichen Motive, es gibt viel zu entdecken.


Der Galerist Guillaume Daeppen begrüsst uns und bietet Kaffee an. Ein paar Minuten später kommt Christian durch die Tür und lächelt verlegen, als er die Kamera sieht. Doch er hat noch eine Gnadenfrist, vor dem Foto unterhalten wir uns.


Der 34jährige aus Basel ist gelernter Detailhändler und Kaufmann. Lange war er als Graffiti Künstler aktiv, bis er die Street Art entdeckte. „Alles begann im Jahr 2000 in London. Dort kam ich erstmals mit Street Art in Berührung. Bis dahin habe ich Graffitis gemacht und wusste nichts davon, dass es andere Möglichkeiten gibt, sich auf der Strasse auszudrücken. Street Art ist so vielseitig, es gibt keine Grenzen.“


Bei Street Art wird mit verschiedensten Medien und Materialien wie Stiften, Pinsel, Spraydosen, Postern und Stickern gearbeitet. Wände werden bemalt, besprayt und beklebt. Doch auch andere Objekte im öffentlichen Raum müssen herhalten. Was ist bei Graffiti-Kunst anders? „ Gewisse Facetten von Graffiti und Street Art kommen zusammen, aber es ist schon sehr unterschiedlich. Man bedient sich in der Street Art zwar auch an Spraydosen, aber sonst arbeitet man ganz anders. Es sind verschiedene Szenen und andere Menschentypen, die sich darin bewegen.“


Eineinhalb Jahre blieb Christian in London und verschönerte als Street Art Künstler die Stadt. Einige seiner Arbeiten wurden gar in Magazinen abgedruckt. Anschliessend reiste Christian nach Köln und später nach Spanien. Ob an allen Orten noch Werke von ihm zu finden sind? „Wahrscheinlich schon. Ich reise aber nicht extra in die Städte zurück, um das zu kontrollieren.“ sagt Christian schmunzelnd. „Auf englischen Websites kann ich zwischendurch mal schauen, was in London noch von mir da ist“. Eine Art Künstlerkrieg, in welchem man gegenseitig die Werke übermalt oder überklebt, kennt Christian nicht. „Das ist ein weiterer Unterschied zwischen Graffitis und Street Art. Street Art platziert man an Orten, die noch unberührt sind. Für Graffitis gibt es in allen Städten die typischen Plätze, an denen man sprayt.“ Wieviel Geld Christian schon in Bussen investiert hat, will er nicht verraten. „Schwer zu sagen. Aber die Bussen sind etwa so hoch wie beim illegalen Plakatieren.“


Nun kommen wir auf seine Ausstellung zu sprechen. Bei der Frage ob der Titel denn nun „Kill the mall“ oder „Kill them all“ lautet, fangen sowohl Christian wie auch Guillaume an zu kichern. „Das ist durch ein Missverständnis entstanden. Guillaume hat „Kill the mall“ verstanden, also töte den Kommerz. Und das hat irgendwie gepasst, darum haben wir’s so gelassen.“ „Na ja, der andere Name war doch irgendwie langweilig, ich musste mir etwas überlegen.“ ergänzt Guillaume grinsend.


Der Titel “Kill them all” kommt aus seiner künstlerischen Zusammenarbeit mit einem Grafiker. „ Wir haben gemeinsame Werke gemacht. Ich habe in meinem Bereich mit meinen Illustrationen das Böse und den Tod dargestellt, alles zerstört. Und er war der Retter, zeigte Engel und Elemente aus Religionen und so. Darum hiess mein Teil Kill them all und seiner Save them all. Das Zusammenspiel zwischen Gut und Böse sozusagen.“


Christian arbeitet mit Acryl, Spraydosen und Filzstiften, auf Papier, Zeitungen und Tapeten. „Die Porträts stellen Prominente dar oder Menschen aus meinem Umfeld. Diese setze ich in die Umgebung eines mir bekannten Ortes. Ich würfle also Elemente aus meinen Erinnerungen und aus den Medien zusammen.“ Auf Christians Werken sind keine Farben zu sehen. „Schwarz und weiss passen zu den düsteren Motiven. Aber auch sonst arbeite ich nicht so gern mit Farben. Illustrationen in schwarz-weiss lassen sich viel besser zu Vektorgrafiken verarbeiten und die brauche ich für die Herstellung von Klebern und T-Shirts.“ Neben Stickern und Kleidung hat Christian auch schon Surfbretter gestaltet. Hin und wieder führt er Aufträge aus für Events und Sponsoren wie MTV oder Swatch.


Gerade betreten Christians Frau und seine kleine Tochter die Galerie. Ob sich seine Kunst seit Geburt der Tochter verändert hat? „Na ja, ich mache vielleicht seither nicht mehr so viel…“ „… er malt keine nackten Frauen mehr!“ wirft seine Frau in die Runde, was für allgemeines Gelächter sorgt. Die Kleine turnt vor uns auf dem Boden rum und brabbelt zufrieden vor sich hin. Ob bei ihr auch schon künstlerische Ambitionen zu erkennen sind? „Als ich die Tapete hier bemalt habe, hat sie sich einen Pinsel geschnappt und mitgemacht.“


Christians Malereien schmücken die Wände der Galerie leider nur vorübergehend. „Die Tapete bleibt bis Ende Januar, anschliessend darf der nächste Künstler ran.“ erklärt Galerist Guillaume Daeppen.


Die Werke von Christian Robles sind noch bis zum 8. Januar 2011 in der Galerie Daeppen an der Müllheimerstrasse 144 in Basel zu bewundern. Für Street Art Fans ein Muss!