Reichtum an Landschaften


Basler Zeitung vom 6. April 2000


Zu übersehen sind Martin Wehmers Bilder nicht: grossformatige abstrakte Ölgemälde in kräftigen leuchtenden Farben. Und von allem Anfang an verschliessen sich diese Arbeiten einer sinnhaften und sinnstiftenden Auffassung von Kunst. Der Betrachter wird ohne Wenn und Aber auf das reine Anschauen zurückgeworfen. Die Grösse der Bilder ist wohl das Erste, was dem Besucher ins Auge springt, aber nicht zwingend das Interessanteste. Denn erst wer nah genug herangeht, entdeckt den verblüffenden Reichtum an Strukturen, an Farbober-flächen und an subtilen Farbverläufen; eine dreidimensionale Landschaft aus Farbe. Für Wehmer selbst ist Malen ein Prozess, der sich letztlich erst im Akt erfüllt. Er geht mit einem Konzept an die Arbeit und die Leinwand. Ein Konzept, das die geometrische Organisation der Fläche und die ungefähre Farbwahl betrifft. Aber was dann in der Umsetzung dieses Plans geschieht, ist nicht voraussehbar und macht das eigentlich kreative, das spielerische Moment aus. Auch das Unumkehrbare, denn nachträgliche Korrekturen sind bei dieser prozessualen Arbeitsweise nur beschränkt möglich. Das Risiko lohnt sich: Nur so kann jener Reichtum an Landschaften und Oberflächen entstehen.
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