Bildwärts gestrandet


Sabine Wannenmacher malt Legenden unserer Zeit. Meist poppig bunt, immer stilsicher.


Plastikenten, so weit das Auge reicht. Gelb und quietschig treiben sie im Wasser zwischen Eisbergen. Ein ironischer Kommentar auf die Klimakatastrophe? Keineswegs - bloss Sabine Wannenmachers Sichtweise einer kleinen Geschichte, die erzählt, dass vor 15 Jahren ein chinesischer Frachter voller Plastikenten gekentert ist, weswegen heute noch weltweit Badeentchen an Strände geschwemmt werden.


Was wie eine Legende klingt, ist in der Tat wahr. Wie aber verhält es sich mit anderen Geschichten, die von der Deutschen so bunt ins Bild gesetzt werden? Der Junge etwa, der inmitten von Straussen auf dem Rücken eines Tiers reitet. Die Geschichte um Castor - so heisst das Kind - ist nicht bekannt, sie hat weder Anfang noch Ende. Wannenmachers Werke haben alle ein narratives Element, das es zu entschlüsseln gilt.


Mädchenträume. Die Dame in "smoking cigarettes and watching captain cangoroo", die sich mit Zigarette lasziv auf dem Sofa räkelt, macht gerade Pause. Über den Bildschirm vor ihr flimmert eine Actionszene: Ein Auto geht in Flammen auf. Wer genau hinsieht, entdeckt dasselbe Bild in Form eines kleinen Ölgemäldes in der Galerie Daeppen an einer anderen Wand. Die plakative Naivität von Wannenmachers Bildern ist meist nur Tarnung. Flächigkeit und Farben, so kitschig wie rosa Mädchenträume, locken den Betrachter auf eine Fährte der Oberflächlichkeit. Dabei stehen am Anfang ihres Schaffens nicht nur Zitate eines Bertolt Brecht oder Henri Matisse, ihre Malweise spricht auch von einer individuellen Handschrift und zeigt ihr Gespür für Komposition und die Sicherheit in der Wahlt von Motiven und Gestaltungsmöglichkeiten.


Karen N. Gerig


in Basler Zeitung vom 18. Oktober 2007