Luca Schenardi


Luca Schenardi (29), aufgewachsen in Altdorf, ist Grafiker, Künstler, Illustrator. Sein Werk ist ein grosses Recycling eigener und fremder Materialien:


Die Wut der Jugend richtet sich gern gegen das Vorhandene, sie sucht es zu verändern oder ihm zu entfliehen. Für beides kann die Kunst das Vehikel sein. Den heute Dreissigjährigen nun drängt sich das Vorhandene meistens medial vermittelt auf - und nicht wenige empfinden dies all Stress. Eine Sehnsucht nach Stille stellt sich ein, nach Ruhe vor dem medialen Lärm.


Luca Schenardi ist um die Dreissig. Er lebt in Luzern. Und er ist derzeit einer der gefragsteten Grafiker und Illustratoren bei grossen Zeitungen und Magazinen. Aber immer wieder zieht es ihn zurück in die Abgeschiedenheit des Urnerlands, nach Altdorf, wo er geboren wurde und immer noch ein Atelier besitzt. Hier findet er die ersehnte Ruhe und die Fotovorlagen für seine immer etwas an schwarze Romantik erinnernden Waldstücke. Ihnen stellt er dann Bilder gegenüber, die er aus dem medialen Rauschen abgefangen hat.


Medienkritik. Hervorzuheben ist an dieser Ausstellung zunächst die gestalterische Souveränität des innovativen Grafikdesigners. Zahlreiche Motive entstammen Auftragsarbeiten. Das lädt ein zum Nachdenken über das Verhältnis zwischen angewandter und autonomer Kunst. Man kann diesen im Nitrodruckverfahren hergestellten, dann kolorierten Blättern aber auch die Medien- und Gesellschaftskritik abnehmen, die sie vorgeben zu üben. Oder man kann sogar in das Lob des Bergfriedens einstimmen - wenn einem nicht vor der "Blair Witch Project"-Stimmung schaudert, die Schenardi immerzu erzeugt.


Das zentrale Werk der Ausstellung aber, das Bild einer Waldhütte mit dem beruhigend-unscheinbaren Titel "Obhegg" (2007), entlarvt den idyllischen Fluchtort als Illusion. Die Nähte zwischen den geklebten Blättern verdeutlichen, dass auch Landschaften nur als Konstrukt aus medial aufbereiteten Fragmenten existiert und weisen schliesslich auf das eigentliche Asyl des modernmüden Neo-Schwarzromantikers: die Kunst.


Adrian Aebi


in Basler Zeitung vom 23. August 2007