Punk in Pink


Christophe Lambert zeigt bei Guillaume Daeppen in schriller Farbe, was Batman mit Madonna und Rockmusik zu tun hat.


Was neu entsehen will, muss zuerst sterben. Wie steht es mit dem Punk? Christophe Lambert empfängt uns schwarz gekleidet, mit Nietenarmband. Seine Attitüde ist keine Pose. "Welcome, Punk Culture" hat er auf die Papierabdeckung gepinselt, die sein Werk von der Aussenwelt abschirmt. Nur gerade zwei augengrosse Gucklöcher lassen einen Ausschnitt eines Discoraums mit quietschgelbem Plattenspieler erahnen. Darum hat er seine Ikonen geschart, Rockstars von David Bowie über Pulp bis zu den Sex Pistols. Alle "Heroes of the night", in einer Welt, wo Pingu ans blaue Kreuz genagelt hängt.


Heldenmythos. Unartige Paarungen reizen Lambert. Neben dem rosaroten Pudel hängt das Bild einer geballten Faust. Bambi und andere Comic-helden sind im Werk des in Basel wohnhaften Jurassiers zwar omnipräsent - doch seine Bilder erzählen lückenhafte Geschichten aus der Stunde, in der die vielgestalten Helden getötet werden. Andy Warhol, der Kunst-Gott der Ikonen, findet ebenso Eintritt in diese Unterwelt wie Batman oder Madonna. Doch sind sie alle zu Figuren des Abgrunds geworden.


"Disco-gum" nennt Lambert seine Installation. Der Gummi gehört zu Lamberts Werk wie die Ikonenbilder, eine Ableitung vom Kaugummi - klebrig und süss im Geschmack, bis ihn jemand in einer rebellischen Miniaturgeste auf den Boden spuckt. Lamberts Werk ist klebrig-süss, fast immer bunt. Sein Malstil setzt sich im Gedächtnis fest wie der ausgespuckte Kaugummi an der Sohle des nächsten Passanten. Individualität, das ist es, was die Kunst braucht. Sie darf nicht sterben.


Karen N. Gerig in Basler Zeitung von 16. März 2005