Für Notfälle liegt die Axt im Haus unter Glas. Der potenzielle Nutzer  müsste es einschlagen, etwa so wie anderswo, um an den Notknopf zum  Abschalten zu kommen. Joel Eschbach hat gleich drei Äxte in der Basler Galerie Guillaume Daeppen  platziert, in größter Akkuratesse nebeneinander angeordnet und den Ort  mit weißen Strichen auf dem Boden markiert. Max Frischs Graf Öderland  grüßt. Auf seine Axt herab blickt eine großformatige Plakatbox aus  massivem Stahl, die einen einzigen verknappten Satz bewahrt: "Wo  Diktatur Fakt ist Revolution Pflicht". Das muss nicht, kann aber  politisch gemeint sein, und lässt sich ebenso auf andere Diktaturen der  Konsum- und Informationsgesellschaft anwenden, der Dauervernetzung und  -verfügbarkeit.
        
Zum Werk des 27-jährigen Baslers, der sich zu Beginn seiner Laufbahn The  Umbrella Kid nannte, inzwischen aber aus dem eigenen Schatten getreten  ist, sind Installationen und Skulpturen erst in zweiter Instanz  hinzugekommen. Sein erstes Medium war die analoge, mehrfach  preisgekrönte Schwarz-weiß-Fotografie. In einer absoluten, Kasimir  Malewtischs Suprematismus nahe kommenden Reduktion auf extreme Klarheit  der Form integriert der bekennende Autodidakt anonyme Figuren in  Betonlandschaften, die zusammen mit schneidend konturierendem Licht  eigene Kompositionen eingehen. "Faith Fading" (Schicksal Verblassend)  heißt die aktuelle knapp bestückte Ausstellung. Sie kommt mit wenigen  Arbeiten aus, zieht doch jede lange in Bann.
Annette Mahro
  in Badischer Zeitung vom 
16. Oktober 2013