Schwarz und weiss und alles dazwischen


Der Sissacher Fotograf Joel Eschbach alias Umbrella Kid beharrt auf analoger Fotografie. Und: Farben sind tabu. Die verbannt der Künstler, der gerade 26 wurde, seit jeher.


Im Gegensatz zu seiner Kleidung lassen seine Fotografien auch die Grautöne zwischen dem Schwarzen und dem Weissen zu. «Ich hasse einkaufen, und schwarz ist klassisch, passt zu allem», sagt Joel Eschbach alias Umbrella Kid, das Regenschirmkind, das in einer Basler WG wohnt, gemeinsam mit Bruder und Cousin. Schwarze Kleidung also weniger Exzentrik denn kompromisslose Praktik? «Nicht ganz», winkt er ab. «Es gehört zum Gesamtkonzept.»


Genauso kompromisslos praktiziert er auch seine liebste Beschäftigung: die Fotografie. Farben sind tabu. Die verbannt der Künstler, der in Sissach aufgewachsen ist und gerade 26 wurde, seit jeher. «Da bleibe ich mir absolut treu», verspricht er. Doch was sind nun die Bilder des bekennenden Chaoten, die so aufgeräumt daherkommen? «Ich liebe Beton», sagt er gleich mehrmals, «Ich sehe ihn als meinen grössten Feind, der uns alle überleben wird – und er ist berechenbar, kontrollierbar.» Beton ist denn auch stets Kulisse seiner Inszenierungen, denen man ansieht, dass keine Linienführung, kein Schattenwurf zufällig ist. Manchmal, sagt er, träume er sogar von der Suche nach dem perfekten Spot.


Der Schirm ist Schutz
Neben der unbehaglich feindlichen Bausubstanz ist es die pralle Bewegung, die diese durchbricht und die im Zentrum Eschbachs Schaffen steht. Skaterboarder waren es einst, die den Blick des Betrachters anzogen. Heute sind es mehr und mehr gewöhnliche Menschen, die die Leblosigkeit seiner Motive überwinden und zu etwas Strahlendem machen.


Umrella Kid beharrt auf analoger Fotografie. Seine beiden Nikons FM2 sind zweite Hand, seine Ausbildung autodidaktisch. Und warum eigentlich Regenschirmkind? «Schirm bedeutet Schutz für mich», sagt er – und den Künstlernamen könne er einstweilen problemlos ablegen, wollte er auch seinen Stil ablegen.


Ausgleich zum Elitären
In den vergangenen Monaten räumte er Preis um Preis ab. Alleine bei der grössten Fotoauszeichnung der Schweiz, der EWZ Selection, wurde er in der Sparte Fine Arts ausgezeichnet und nahm den Publikumspreis mit nach Hause. Es passt jedoch zu seiner Bescheidenheit, den Kunstpreis dem an sich gewichtigeren Swiss Photo Award vorzuziehen. «Meine Richtung ist die Kunst, darum ist mir das wichtiger», sagt er knapp. Genauso bescheiden scheint sein Traum: «Alles, was ich will, ist von meiner Fotografie leben zu können. Mehr nicht.»


Noch schafft er das nicht ganz. 70Prozent seien es, die er mit der Fotografie bestreiten könne. Den Rest verdient er als Aushilfe in der Brockenstube seines Vaters dazu – und als Putzmann in der Kaserne. Das sei denn auch ein idealer Ausgleich zum elitären Galeriewesen.


© Lucas Huber, in Basellandschftliche Zeitung vom 26. November 2011