Martin Kasper

Carole Gürtler, September 1996


Industriegelände dienen ihm als Vorlage; Kraftwerke und Schleusen, verloren in einer unbewohnten Landschaft, umgeben von Flächen aus Wasser und Himmel. Doch das eine Mal behaupten trockene graphische Elemente die Szene, das andere Mal ist Transparenz zu entdecken, Stimmungen werden vermittelt, Emotionen werden deutlich.


Die Malerei wurde schon öfter für tot erklärt; Martin Kasper scheint das Gegenteil zu beweisen. Es ist die zweite Einzelausstellung, die der junge deutsche Künstler in der Galerie Guillaume Daeppen hat. War damals vermehrt seine graphische Richtung vertreten, demonstriet er dieses Mal seine Entwicklung zum eher Malerischen hin. Demonstration ist wohl die korrekte Beschreibung dieser Ausstellung, denn anhand desselben Gebäudes, meist noch aus derselben Perspektive wird das schüchterne Verlassen konzeptueller zu reiner Malerei hin aufgezeigt.


Nur wenige Monate liegen zwischen der früheren konzeptuellen Epoche und dem Versuch, mit Farbe und Licht zu spielen. Kasper reduziert seine Szenen noch immer auf das Wesentliche, doch verleiht er ihnen naturalistischere Züge. Das Wasser intensiviert sich zunehmend auf jedem Bild, der Himmel gewinnt an Dramatik, und Wiesen und Wälder erscheinen in dekorativem Lichtspiel. Ein genuin malerischer Vorgang übernimmt hier jetzt die Oberhand, während die Thematik zeitgenössisch un damit glaubwürdig bleibt. Denn nicht verklärt in impressionistischer Atmosphäre und malerischer Lieblichkeit präsentieren sich Kraftwerke und Schleusen, sondern Kasper konfrontiert Industriegelände mit möglichst neutralen Stimmungssequenzen. Die Techniken ändern sich, das Format vergrössert sich und die Vorlage verfremdet sich. Doch undeutlicher wird die Thematik nicht; sie geht einzig unaufhaltsam neue Wege.


Carole Gürtler
Basler Zeitumg vom 11. September 1996