Berührende Porträts


Martin Kasper in der Galerie Guillaume Daeppen
Basler Zeitung vom 1. Februar 2001
von Jacqueline Falk


Man kennt seine zwischen Abstraktion und Fotorealismus oszillierenden Architekturbilder: Autobahn- Raststätten und Tankstellen, durch die malerischen Strategien der Verdichtung und Vereinfachung in entleerte Objekte transformiert. Martin Kasper widmet sich in seiner neusten Serie einem völlig neuen, ja konträren Thema: dem Kinderportrait. Im Rahmen eines Künstlerprojekts, das in Davos in einer leer stehenden Kinderklinik stattfand, begann sich Kasper mit dem Spitalinnern auseinander zu setzen. Nichts schien mehr an die kranken Kinder zu erinnern, abgesehen von einigen Kritzelein und einer Sammlung von 60 pass-bildergrossen Kinderfotos, die am Kühlschrank des Speisesaals klebten. Etwa der Hälfte dieser ehemaligen Patienten hat der Künstler ein Porträt gewidmet. Kaspers berührende Kinderportraits sind quasi die Umkehrung seiner menschenleeren Architekturbilder: Während er dort Räume reinigt und entleert, indem er die Gebäude von menschlicher Präsenz und anderen störenden Nebensächlichkeiten befreit, geht es in den Portraits im Gegenteil darum, den anonymen Persönlichkeiten ihren eigenen Raum wiederzugeben: Mit rein malerischen Mitteln erzählt Kasper die individuelle Geschichte jedes einzelnen Kindes.