LILLIS


Martin Wehmer in der Galerie Daeppen Basel


Man hört richtig das Surren der Transformatorenriemen. Die Malerei läuft auf Hochtouren. Das kann sehr laut werden. Spulen, Bänder, Kreise, Lassoschwünge - die Farbereignisse von Martin Wehmer beziehen ihren Drive aus der Bewegung. Und dann, hier und da und immer öfter : Abrupter Stillstand! Etwas wird angehalten, verharrt in völliger Lautlosigkeit. Cool!


Die neu gemalten Bilder von Martin Wehmer, breite Formate kleineren Ausmasses und darum zärtlich "Lillys" genannt, sind für die grosszügigen, Neon-belichteten Räume der Galerie Daeppen in Basel perfekt geschaffen. Das Schwarz- Dunkel der pastosen Oelfarbe hellt sich farbig mit Acryl- Neonorange auf, zumindest an den Rändern eines der extremen Breitformate.


Das dicke Rosapink stippt hier sinnlich auf, das man es mit den Fingern anlangen möchte. Farbverführung in höchster Potenz und doch auch wieder ziemlich kühl: Die Leinwand hat Löcher! Sie ist durchstochen vom Einsatzpunkt des langen Malstocks, mit dem Wehmer Pinsel oder Spachtel mechanisch auf den vorher mit Bleistift konzipierten Bahnen führen kann. Geplantes Chaos: Je mehr Löcher, umso mehr Brüche eines Kreises oder einer elliptischen Bahnführung. Und ein Kontrapunkt zur informellen Malerei obendrein!


Irgendwann fingen die vertikalen Streifen der Farbvorhänge an, sich zu wölben, zu vekrnoten, zu Gebilden zu werden, die einen Raum beschreiben. Zumindest entsteht so etwas wie ein Vor und Dahinter durch Ueberschneidungen der breiten Farbbahnen. So kommt etwas Figuratives hinzu. Die Tableaux sind abstrakt und gleichzeitig Landschaften im weitesten Sinne, Planetenlandschaften...


von Eva Schumann-Bacia
in regioartline.org