Rotationen des Lichts


Zwei Künstler, zwei Positionen, Welten liegen dazwischen. Einmal mehr ist die Auswahl von Dorothea Strauss, der Leiterin des Kunstvereins Freiburg, gewagt : unten, in der hohen Halle breiten sich die grossformatigen Arbeiten von Martin Wehmer aus, auf der Galerie dezent diejenigen von Stephan Melzl.


Die Gemälde Wehmers strotzen vor Selbstbewusstein, Opulenz - ein gigantisches Spiel mit Masse und Farbe. Die "Regionale" und Ausstellungen in der Galerie Daeppen haben den Freiburger Künstler in Basel bekannt gemacht. Doch wo früher knalliges Pink, Lila und Gelb vorherrschten, dominieren jetzt dunkle Töne. Wie Leuchtstreifen durchziehen die hellen Farben die schwungvollen Kreissegmente und gewinnen durch den Kontrast umso mehr an Kraft. Immer grösser werden die Formate, drehen sich um einen imaginären Mittelpunkt, der irgendwo im Raum liegt und nur selten auf dem Bild erscheint.


Mit seiner neuen Technik, bei der Wehmer teilweise nur noch gestrichelte Linien aufträgt, simulert er Geschwindigkeit, als rotiere die gedachte Scheibe so schnell, dass ein opaker Strich unmöglich wird. Gleich der Langzeitaufnahme einer Strasse bei Nacht, ziehen sich Lichtpunkte in die Länge. Gleichzeitig suggerieren Farbtupfen, die wie Sahnehäubchen aufgetragen sind, Stillstand.


von Marion Benz


Basler Zeitung vom 23. Oktober 2002